Warum sind die meisten planen Hochkontrastleinwände nur als Zwischenschritt zu sehen?

Hochkontrastleinwände sind nach unserer Definition Leinwände, die in Räumen mit hellen Wand-, Boden- und Deckenbelägen meß- und wahrnehmbar den Kontrast (Unterschied zwischen dem hellsten und dem dunkelsten Bildpunkt) möglichst auch bei Rest- bzw. Streulicht verglichen mit der Darstellung auf einer weißen Gain 1 Leinwand verbessern. Die Kontrastverbesserung kann durch Abdunkeln der dunklen Bildpassagen um einen höheren Wert wie bei den hellen Bildpassagen oder dem Anheben der hellen Bildpassagen um einen größeren Wert wie bei den dunklen Bildpassagen oder einer Kombination aus beidem bewirkt werden. Der höhere Kontrast ensteht durch die Vergrößerung der Helligkeitsdifferenz zwischen dem hellsten und dem dunkelsten wahrnehmbaren Bildpunkt. Leinwände die lediglich die Wahrnehmung linear verschieben (siehe Lowgain Leinwand) gehören daher nicht in diese Gruppe.

Bei den aktuell im Markt befindlichen Hochkontrastleinwänden werden von verschiedenen Herstellern verschiedene Vorgehensweisen angewendet, um den gewünschten Effekt zu erzielen.

Sony DynaClearScreen

Diese „Ur-Hochkontrastleinwand“ ist inziwschen nicht mehr als Neuprodukt erhältlich, gebraucht aber manchmal noch bei Ebay, etc. zu finden, ermöglicht jedoch, wie im nachfolgenden Clip zu sehen ist, in einem hellen Raum eine kontrastreichere und brillantere Darstellung, wie die meisten der aktuell im Markt erhältlichen Hochkontrastleinwände.

Bei der Sony DynaClearScreen wurde ein mit Aluminium bedampftes Basismaterial mit mehreren Lagen Frequenzfiltern beschichtet, so das eine Art abgestimmter Bandpass für die von LCD Projektoren verwendeten Wellenlängen des RGB-Lichtes realisiert wurde, denn im Unterschied zum Sonnenlicht oder auch dem Licht einer Glühbirne, verwendet ein LCD Projektor kein kontinuierliches Farbspektrum sondern drei sehr exakt ausgefilterte Wellenbereiche für Rot, Grün und Blau.

Durch das Herausfiltern der nicht für eine Projektion mit einem LCD Projektor benötigten Wellenlängen, kann ein erheblicher Streulichtanteil vom Auftreffen auf den reflektirenden Basislayer abgehalten werden, wodurch das aufprojizierte Bild deutlich kontrastreicher wirkt. Die verwendete Aluminiumbasis hat der Leinwand einen Gesamtgainwert von über 2 ermöglicht, so dass neben einer deutlichen Schwarzwertverbesserung auch eine Brillanzverbesserung erzielt wird. Wie im Film gut zu erkennen, erzielen die meisten aktuell verfügbaren Hochkontrastleinwände kein vergleichbar brillnat und kontrastreich wirkendes Ergebnis, obwohl die meisten hochpreisiger verkauft werden, wie die Sony DynaClearScren vor über 10 Jahren.

DNP Supernova

Bei der DNP Supernova Leinwand, einer optischen Multilayerleinwand, befinden sich über dem streuenden (Model 08/85) bzw. reflektierenden (Model 23/23) Basislayer mehrere optische Layer sowie als oberste Lage eine wagerecht verlaufende Steg- bzw. Linienstruktur. Der oberste Layer mit den waagerechten Linien stellt eine einfache meachnische Blockade ähnlich wie bei einer nicht ganz geschlossenen Jalousie dar. Licht welches von zu weit oben oder unten kommt, kann nicht oder nur stark gedämpft auf den untersten streuenden bzw. reflektierenden Layer durchdringen. RGB-Licht, welches hingegen aus Höhe der vertikalen Leinwandmitte kommt, dringt bis zum untersten Layer durch und wird dort je nach Basis Material gestreut oder reflektiert.
Wer sich die zu Supernova Leinwänden veröffentlichten Videoclips anschaut wird bemerken, dass in diesen Clips das Streulicht zumeist nur von oben oder unten kommt; gern wird auch mit einer Taschenlampe die Wirkung der obersten Stegschicht gezeigt, wobei die Taschenlampe natürlich niemals seitlich vor die Leinwand gehalten wird, da man dann eine Schwäche, nämlich die hohe Empfindlichkeit für seitlich einfallendes Licht erkennen würde, die jedoch erforderlich ist, um den hohen seitlichen Betrachtungswinkel von ca. 170° zu ermöglichen.

Bei der Supernova 08/85 (Gain 0.8, 2*85° horizontaler Betrachtungswinkel) ist es daher ganz entscheidend, dass

a) der Projektor möglichst auf Höhe der Leinwandmitte positioniert wird
b) der Projektor in einem möglichst großen Abstand aufgestellt wird, damit die Abweichungen der Einfallswinkel über die Leinwandfläche möglichst wenig von einander abweichen, so das der Helligkeitsabfall durch den Steglayer so niedrig bleibt, dass das Gehirn diesen möglichst nicht wahrnimmt
c) es sollte so wenig wie möglich seitliches Streulicht vorhanden sein (der Abstand zu hellen seitlichen Wänden sollte entsprechend groß sein, da die Leinwand auch breit auftreffendes Licht streut)
d) Rahmenleinwände sind aufgrund von Planlageproblemen den Rollleinwandversionen unbedingt vorzuziehen
e) der Leuchtdichteverlust (mind. 20% bei SN 08/85) sollte durch Wahl eines Projektors mit hoher Farbhelligkeit ausgeglichen werden, worunter ggf. der Schwarzwert leidet

Können alle diese Parameter akzeptiert bzw. erfüllt werden, so kann man mit der Supernova 08/85 zumindest bei guter Raumabdunkelung während der Nutzung bzw. in der Nacht – möglichst ohne Licht – in Kombination mit einem Heimkiprojektor mit gutem Schwarzwert gute Darstellungsergebnisse erzielen, bei denen es höchstens bzgl. der Brillanz noch Verbesserungspotential gibt. Im Unterschied zu vielen anderen Hochkontrastleinwänden hat eine Supernova 08/85 keine wahrnehmbare Struktur, bei korrekter Projektoraufstellung keinen störenden Helligkeitsabfall oder Hotspotausbildung und keinerlei Highgain-Glänzen, da schlicht kein Highgain Material beinhaltet ist.

Die Highgain-Variante Supernova 23/23 ist aufgrund auch aus größerer Entfernung noch leicht wahrnehmbaren Highgain Glitzerns und einer stark inhomogenen Helligkeitsverteilung sowie einem wahrnehmbaren Hotspot und leider im Vergleich zur SN 08/85 sehr schlechtem Schwarzwert nicht wirklich für den Heimkino oder Wohnzimmerbereich geeignet.

DNP fertigt die Supernova Leinwände auch für andere Hersteller, wie z.B. DaLite, Projecta, etc. als OEM Produkt, teils mit leicht angepassten Parametern.

Abgesehen von den optischen Multilayerleinwänden von MicroLiteScreen, stammen nahezu alle optischen Hochkontrastleinwände aus dem Hause DNP.

MicroliteScreen Multilayerleinwände

Die MicroLiteScreen Multilayerleinwände haben insgesamt 11 Layer und arbeiten ohne Stegstruktur. Über Microprismen wird das auf dem untersten reflektirenden Layer auftreffende Licht so aufgesplittet, dass sich nicht ein heller (Hotspot-)Bereich ergibt, sondern insgesamt drei.

Hierdurch wird trotz Verwenden von Highgainmaterial die Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung sichtbar verbessert, insbesondere das es keinen gleichmäßigen Intensitätsabfall zu den Rändern hin gibt.

Es gibt diese Leinwände mit unterschiedlichen Basislayer / Gainwerten. Leider weisen diese sehr innovativen Hochkontrastleinwände ein ähnlich starkes Glänzen auf, wie die Supernova 23/23, so das eine Nutzung im Heimkino- bzw Wohnzimmerumfeld zumindest in Bereichen kritischer Anwender (D/A/CH) nicht sinnvoll erscheint.

React 3.0, Firehawk G4, Cinegrey 3D / 5D, Kauber, Gerriets Silverblack, MagicScreen

Bei den aktuell im Markt befindlichen Hochkontrastleinwänden der Leinwandserien React (2.1 / 3.0) sowie Firehawk G4, Cinegrey 3D und 5D, Gerriets Silverblack werden relativ bzw. z.T  sehr weiche und daher empfindliche Folien auf Highgainbasis mit zirkular wirkenden (Pigment-) Filtern verwendet. Die MagicScreen Serie verwendet zwar eine Alubond Platte, aber ebenfalls mit zirkular wirkender Filterbeschichtung, unterscheidet sich daher überwiegend im Fehlen der Aufrollbarkeit und dadurch ggf. längeren Planlage.

Da all diese Hochkontrastleinwände weder Microlinsen, Prismen, optische Layer noch eine Krümmung oder Wölbung verwenden, sollte der Projektor im größtmöglichen Abstand von der Leinwand aufgestellt werden, da neben dem Abfall durch die zirkular wirkenden Beschichtungsfilter auch die Highgainbasis einen Intensitätsabfall bzw. eine Hotspotausbildung – leider deutlich sichtbar – fördert.

Die Abstands- / Hotspotproblematik wurde in vielen Forenberichten anhand von Fotos dokumentiert. Mit dem von manchem Hersteller beworbenen Betrachtungswinkel läßt sich mathematisch ermitteln, dass der Projektor zumeist mindestens in einem Abstandsverhältnis von 3.5 * Bildbreite aufgestellt werden sollte, damit eine akzeptable von 90% nicht unterschritten wird. Leider gibt es kaum Heimkinoprojektoren mit passenden Objektiven, noch läßt sich bei einem solchen Abstand eine vertikal mittige Positionierung des Projektors sinnvoll realisieren, so das eine Nutzung ohne Hotspot-Problematik nahezu unmöglich ist.

Im Rahmen der Diskussion über den kürzlich von Cine4Home durchgeführten React 2.1 / 3.0 Test’s hat Cine4Home ergänzende Informationen bzgl. des real erzielbaren Gainwerts aufgezeigt. Laut Cine4Home erreichen die React Leinwände statt des beworbenen Gain Wertes von 1.036 je nach Projektorposition nur Gainwerte im Bereich von 0.8 bis 0.4. Da durch den stark abgesenkten Gainwert die Brillanz deutlich leidet, sollten diese Leinwände aber ohnehin nur im abgedunkelten Wohnzimmer – möglichst ohne jegliches weitere Fremdlicht – in Verbindung mit hellen Projektoren genutzt werden, um eine brauchbare Brillanz – leider nur im Hotspotbereich – zu erzielen.

Um den Käufern dieser Leinwände auch bei Restlicht im Raum bzw. tagsüber eine kontrastreiche und brillante Darstellung zu ermöglichen, werden diese Leinwandtypen zumeist als Rolloleinwände angeboten, damit außerhalb der finsteren Stunden zumindest das kontrastreichere und brillantere Bild eines Flachbildfernsehers – dann vermutlich leider ohne Kinofeeling – am gleichen Platz  genutzt werden kann.

Sehr schade ist zudem, dass in immer mehr Foren Meldungen zu finden sind, dass z.B. das sehr weiche Tuch der React Leinwände im Übergangsbereich zum Tensioned-Rand bereits nach wenigen Wochen zur Wellenbildung neigen soll.

Folgende zwei Youtube Clips zeigen eine Draper React 2.1 Leinwand mit kleiner Bilddiagonale in einem Wohnzimmer; einmal ohne seitliches Streulicht, einmal mit seitlichem Streulicht.

Wer etwas intensiver in Foren oder auch bei Freunden/ Bekannten / Interessierten herum treibt, der stellt schnell fest, dass die meisten dieser Hochkontrastleinwände mit folgenden Problemen behaftet sind:

a) beworbener Gain Wert nur im innersten des Hotspots bei vertikal und horizontal mittiger Projektoraufstellung; im restlichen Leinwandbereich teilweise bis zu 60% dunkler, wodurch viele Details unsichtbar werden bzw. verlohren gehen

b) sichtbare Hotspotausbildung, die dazu führt, dass das Auge ggf. nicht mehr den Objekten im Film folgt, sondern am hellsten Bildpunkt haften bleibt

c) Highgain Glitzern im Hotspot

d) wahrnehmbare Oberflächenstrukturen

e) z.T. deutlich geringere Brillanz wie weiße Leinwände – jedenfalls immer außerhalb des Hotspots

f) diverse mecahnische Probleme (schiefe Kanten, nicht Format-konform, Probleme durch Aufwickeln bzw. die Tensioned-Seile bzw. Schweißnähte zum Vorlauf, Druckstellen, etc.)

Da die Hotspotausbildung bei den planliegenden Hochkontrastleinwänden mit zirkular wirkendem Filter ein erhebliches Problem darstellt, welches von vielen Käufern in Foren „schön debattiert“ wird, habe ich ein Foto aus dem Hifi-Forum eingebunden und daneben eine editierte Version platziert, bei dem ich einen Teil des (im Bildbearbeitungsprogramm) kopierten Papierblattes in alle vier Ecken kopiert und anschließend für ein einfacheres Erkennen alle vier Ecken einmal mit der „Füllfarbe“ des Papierblattes mit per Farbeimer ausgefüllten Rechtecken verbunden, damit man sehen kann, dass diese wirklich die gleiche Helligkeit haben.

Stark inhomogene Darstellung auf einer MagicScreen Leinwand mit deutlichem Hotspot und starkem Intensitätsabfall verbunden mit hohem Detailverlust.Stark inhomogene Darstellung auf einer MagicScreen Leinwand mit deutlichem Hotspot und starkem Intensitätsabfall verbunden mit hohem Detailverlust - ergänzt um kopiertes und in die Ecken verschobenes und miteinander verbundenes Papierblatt

Wie deutlich zu sehen ist, ist das Bild auf der MagicScreen im Hotspot heller wie auf dem Blatt Papier, fällt relativ zügig auf die Papierhelligkeit ab um dann in den wesentlich größeren Leinwandabschnitten noch wesentlich deutlicher abzudunkeln.

Durch diese sehr schlechte Homogenität saufen in weiten Bereichen der Leinwandfläche die Details ab, das Auge klebt mehr oder minder im Bereich des Hotspots statt dem Objekt zu folgen. Ein entspanntes und vergnügtes Filmschauen fällt unnötig schwer.

Sehr ähnliche Fotos sind im HiFi-Forum auch zur Kauber Leinwand, die von einem Händler auch als PeakContrast beworben wird zu finden.

Sehr starker Hotspot auf einer Kauber PCS Peakcontrast Leinwand

Oder auch von der EliteScreen Cinegrey.

deutliche Hotspotausbildung auf einer Elitescreen Cinegrey Hochkontrastleinwand

Oder auch der Draper React

Starke Hotspotausbildung auf einer Draper React Hochkontrastleinwand

Und zu guter letztt ebenfalls ein Bild aus dem HiFi-Forum von einer CouchScreen Leinwand:

Homogenität einer CouchScreen Leinwand

 

Fazit

MIt den aktuell verfügbaren planliegenden Hochkontrastleinwänden werden Darstellungsergebnisse erzielt, die hinsichtlich Kontrast und Brillanz deutlich unterhalb der mit einer CouchScreen Leinwand realisierbaren Ergebnisse liegen, zudem zumeist auch unterhalb der über zehn Jahre alten preiswerten Sony DynaClearScreen. Dennoch können manche dieser Leinwände bei dem einen oder anderen ggf. eine (Zwischen-)Lösung darstellen, weil z.B. der Zugang zur aktuellen Wohnung ein Hineinbekommen eines großen Displays oder einer CouchScreen Leinwand nicht zulässt oder der Platz für eine Supernova 08/85 Rahmenleinwand fehlt.

Soweit eine CouchScreen Leinwand als TV-Replacement genutzt werden kann, bietet diese gegenüber anderen Hochkontrastleinwänden eine deutlich kontrastreichere und brillantere Bildqualität und aufgrund des harten Aufbaus auch eine höhere Haltbarkeit. (Mehrgenerationenleinwand)

Das nachfolgende Video zeigt die CouchScreen Leinwand und die Draper React 2.1, die Stewart Firehawk, die DNP Supernova und weiße Leinwandstreifen in fünf verschiedenen Beleuchtungssituationen.

Ergänzend hier noch ein neuerer Clip, in dem auch das React 3.0 Tuch im direkten Vergleich zu sehen ist.